SOCIAL FABRICS: Maurice Mbikayi

5 November - 23 Dezember 2023

Maurice Mbikayi wurde 1974 in Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) geboren. Im Jahr 2000 schloss er sein Studium an der Academies des Beaux Arts in Kinshasa mit einem BA in Grafikdesign (Werbung und visuelle Kommunikation) ab. 2015 beendete Maurice sein Studium an der Michaelis School of Fine Art der Universität von Kapstadt (Südafrika) mit dem Master of Fine Art. Er lebt und arbeitet derzeit in Kapstadt.

 

In seiner Arbeit reflektiert der Künstler die vielfältigen Bereiche des gesellschaftlichen Lebens in seiner Heimat Kinshasa und untersucht das dortige Sozialgefüge. Charakteristisch für die urbane Kultur des Kongo ist das fast zwanghafte Bedürfnis, insbesondere junger Menschen, sich immer wieder neu zu erfinden, indem man den Körper und damit die eigene Ästhetik als Ausdruck einer Vielzahl von Identitäten oder Rollen einsetzt.


Diesem Phänomen folgend, beschäftigt sich Maurice Mbikayi mit dem ästhetischen Wert des
verkleideten Körpers als Manifestation der Sinne. Dieses „Dandytum“ ist eine Erscheinung, die im kongolesischen Alltag weit verbreitet ist. Exzentrische Kleidung und die Wahl präziser Bekleidungscodes stellen ein spezifisches ethisches Modell der lokalen Vorstadtkultur dar, das nicht als bloße Eitelkeit missverstanden werden sollte. Der „Dandyismus“ ist vor allem ein soziologisches Phänomen, das in der Art der Kleidung eine Abgrenzung gegenüber einer, oft als feindselig empfundenen zeitgenössischen Umwelt ist. Einer Umwelt mit der sich viele junge Menschen nicht identifizieren können, da diese häufig antidemokratisch, gewalttätig und intolerant ist. Aufbauend auf diesem Narrativ wendet sich Maurice Mbikayi darüber hinaus globalen Phänomenen und Entwicklungen zu, wie dem Voranschreiten von Informations – und Kommunikationstechnologien und ihren unmittelbaren Auswirkungen auf die Länder Afrikas.


In dem Maße, wie sich die Informationstechnologie immer weiter verbreitet, wird die Welt ständig abhängiger von den hierfür notwendigen Rohstoffen - wie Gold, Kobalt und Coltan um Smartphones zu produzieren. Diese Rohstoffe werden in den Mienen Afrikas abgebaut. Hier herrschen Zustände die nicht nur schädlich für die Umwelt, sondern auch ein ernstes Gesundheitsrisiko für die Arbeiter und ihre Familien sind. Während Afrika die Entwicklung und Verbreitung dieser Technologien durch den Nachschub an Rohstoffen vorantreibt, trägt der Kontinent auch die Hauptlast der negativen Folgen. 

 

Ein großer Teil des westlichen Elektroschrotts wird auf Müllhalden auf dem gesamten Kontinent entsorgt. Veraltete und ausrangierte technologische Güter werden auf riesigen Schrottplätzen gesammelt, wobei die Menschen, die auf den Deponien arbeiten und in deren Nähe leben, gefährlichen Substanzen und giftigen Schadstoffen ausgesetzt sind. Hierzu schreibt Maurice Mbikayi:

„Anstatt diese vom Menschen verursachten Umweltkatastrophen aus einer rein kritischen Perspektive zu betrachten, suche ich in meiner Arbeit nach Möglichkeiten des Umgangs hiermit. Ich mache ausrangierte Computerteile wiederverwendbar und stelle mir eine Welt vor, in der Elektroschrott wiederaufbereitet und recycelt wird, anstatt ihn wegzuwerfen. Indem ich gefundene Materialien verwende, zeige ich die Kreativität der afrikanischen Bevölkerung, die unzählige Möglichkeiten gefunden hat, mit begrenzten Ressourcen umzugehen. Meine Skulpturen und Bilder zeigen Figuren, die inmitten ökologischer, sozialer und politischer Krisen radikale neue Ansätze zur Neuerfindung und Veränderung entwickelt haben.“


In diesem Spannungsfeld entstehen in seinem Studio in Kapstadt, unter Verwendung verschiedener Materialien des Elektroschrotts, beeindruckende Collagen, Skulpturen und Fotoarbeiten.


Vom 05.11. bis 23.12.2023 zeigt die ARTCO Galerie in Brüssel erstmals in Belgien eine Auswahl
seiner Arbeiten in Rahmen einer Einzelausstellung. Die Werke des Künstlers wurden bereits in wichtigen Museen in Afrika und Europa ausgestellt und befinden sich in bedeutenden institutionellen – und privaten Sammlungen.

 Für seine künstlerische Arbeit wurde Maurice Mbikayi mehrfach international ausgezeichnet.