Forgotten Faces: Tesprit

3 September - 21 Oktober 2023

Tesprit, geboren 1994, ist ein multidisziplinärer Künstler. Er lebt und arbeitet in Lomé, Togo. Der Autodidakt begann seine kreative Laufbahn in den frühen 2010er Jahren mit Zeichnung und Malerei. Seit 2020 fertigt er Materialcollagen aus wiederverwendetem Gummi anSeine Arbeiten wurden international  bisher in Benin, Ghana, Senegal, Togo, Frankreich und Italien - in Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt. Im Jahr 2020 wurde eine seiner Collagen von Swatch für das Projekt 'Swatch x You' ausgewählt. 

In Tesprits erster Ausstellung in Belgien, in der ARTCO Galerie Brüssel, sind Arbeiten aus seiner aktuellen Werkserie, die zwischen 2022 und 2023 entstanden sind, zu sehen. Seine figurativen Flachreliefs verschmelzen Malerei, Skulptur und Collagetechniken. Der Künstler lädt den Betrachter ein, Orte, die der Öffentlichkeit in der Regel verborgen sind, gedanklich aufzusuchen: die MüllkippenDas Grundmaterial für seine auf Leinwand komponierten Portraits stammt von diesen Orten, den Müllhalden seiner Heimatstadt Lomé. Es handelt sich fast ausschließlich um die Sohlen gebrauchter Flip-Flops, die Tesprit in verschiedenen Höhen zurechtschneidet, Farbtöne kombiniert und auf die Leinwand montiertSo entstehen mit größter Sorgfalt gefertigte beeindruckende Kunstwerke. 

Die großen Müllhalden Westafrikas werden von den sogenannten Dizmakplao bevölkert: obdachlose Kinder, die an diesen Orten nach Resten von Kupfer und anderen Materialien suchen, um diese zu verkaufen und damit ihren kargen Lebensunterhalt zu finanzieren. 

Tesprit sucht diese unheilvollen Orte regelmäßig auf, um einerseits das Material für seine Kunstwerke zu sammeln und andererseits die dort lebenden Kinder zu fotografieren. Diese Fotografien sind dann Grundlage für seine collagierten Portraits und Alltagsszenen, die sowohl an die Identität der verlorenen Kinder seines Landes als auch an den ursprünglichen Ausgangspunkt seiner Kunst erinnern: Dzimakplao bedeutet in der Sprache der Ewe auch "Pantoffel". In seinen Werken ist die Unsicherheit und Verwundbarkeit der Kinder, aber auch ihre Verspieltheit und Vitalität zu spüren. Der Künstler huldigt ihnen, verbirgt aber ihre Gesichtszüge. Die in Gummi gemeißelten Portraits sind gleichzeitig umrissen und zensiert, wobei ein Akt des Weglassens - der Verzicht auf das Skizzieren von Augen, Nasen und Mündern - die Unsichtbarkeit dieser Kinder bewusst verstärkt. Dianonymen Porträts sind einerseits eine Anklage der gesellschaftlichen und sozialen Strukturen unter denen die Dizmakplao leben und andererseits geprägt von Respekt und Wertschätzung, die Tespritdiesen Kindern entgegenbringt.